Mittwoch, 3. Februar 2016

Success is your Proof. One hundred Years of O.T.O. in North America. A Festschrift in Honor of Hymenaeus Beta. Celebrating Thirty Years of Leadership, Sekmet Books: New York 2015, Festband, SU, 200 S., ISBN 978-0-9863365-2-2, 35,00 $.

 
Im Jahr 2015 jährte sich zum einhundersten Mal die Gründung der British Columbia Logde No. 1, der ersten Loge des O.T.O. auf nordamerikanischem Boden. Frater Achad (i.e. Charles Stansfeld Jones), der 1910 von England nach Kanada auswanderte, wurde von Crowley zur Einrichtung einer Loge authorisiert und bekam die entsprechenden Unterlagen für die Organisation und die Initiationsrituale. 1915 nahm die British Columbia Lodge No. 1 ihre Arbeit in Vancouver auf, damals mit der Initiation von William C. Clark in den Minerval-Grad.
Dieser Jahrestag nun wurde vom O.T.O. im letzten Jahr mit einer Konferenz in Vancouver und der hier vorgestellten Festschrift feierlich begangen.
Und wohl völlig zurecht ist diese Anthologie dem seit nunmehr 30 Jahren amtierenden O.H.O. Hymenaeus Beta (i.e. William Breeze) gewidmet. Der Musiker (u.a. Coil, Psychic TV, Current 93) trat 1985 die Nachfolge von Hymenaeus Alpha (Grady McMurtry) als agierender O.H.O. (Outer Head of the Order, Frater Superior) des Kaliphats-O.T.O. an. Nachdem er von allen aktiven Mitgliedern des IX.° als Kaliph gewählt war und seinen Namen in Anlehnung an seinen Vorgänger bekannt gegeben hatte, machte er sich fortan besonders durch die Neuherausgabe der Werke Crowleys in der Öffentlichkeit einen Namen. Wichtiger und für die interne Ausrichtung entscheidend war die Wiederbelebung des Ordens, die unter seinem Vorgänger begonnen wurde, die aber in weiten Teilen später Breeze als höchste Autorität des O.T.O. direkt zu verantworten hat. So richtete er nationale Großlogen in Großbritannien, den USA, Australien, Kroatien und Italien ein und verschaffte der Ordensbewegung erheblichen Zulauf in den letzten drei Dekaden. 2014 wurde Breeze dann durch die Großmeister der nationalen Logen auch offiziell, nicht lediglich agierend, zum O.H.O. Im Zusammenhang mit dem Ordensausbau, der Renaissance des O.T.O., steht auch sein erfolgreicher Einsatz dafür, dass der Orden Rechteinhaber der Schriften Crowleys wurde.
Während unter McMurtry der O.T.O. also wiederbelebt wurde (1967), aber lediglich überlebte, erlebt er unter William Breeze zunehmende Blüte.
Besonderer Fokus der Festschrift, zurück zu den Texten, liegt erwartungsgemäß auf den historischen Anekdoten, die verschiedene Aspekte der letzten 100 Jahre illustrieren. Detail- und kenntnisreich werden unterschiedlichste Themen aufgeworfen und Fragestellungen beantwortet.
So würdigt Shiva X°, nationaler Großmeister Australiens, die Zusammenarbeit mit Breeze und den Aufbau in Australien in den 80ern. Clive Harper erzählt Ähnliches aus Großbritannien, wo im selben Jahrzehnt die Aufbauarbeit begann. Noch früher setzt Vere Chappell mit einem Beitrag an, der die Geschichte von O.T.O. und A:.A:. vor der Übernahme des Crowleyschen Gesetzes von Thelema beleuchtet.
In einem eigenwilligen Beitrag setzt James Wasserman die Bill of Rights mit dem Liber Oz von Crowley in Verbindung und entwicklet so eine ganz spezielle Sicht auf die Ausbreitung des von Crowley proklamierten Neuen Äons in der Neuen Welt. Wasserman, seit 1976 Mitglied des O.T.O, ist einer der Mitbegründer einer der ältesten O.T.O. Filialen in den USA, der Tahuti-Lodge in New York, in der auch Breeze lange Jahre mitgearbeitet hat.
Ein weiterer Autor in der illustren Runde schreibender O.T.O.-Mitglieder ist Richard Kaczynski, der den interessierten Lesern wahrscheinlich dadurch bekannt ist, dass aus seiner Feder eine von vielleicht zwei oder drei wirklich brauchbaren Crowley-Biografien stammt („Perdurabo“).
In weiteren Beträgen des vielfältigen und interessanten Bandes wird etwa die Rolle von Charles Stansfeld Jones in der Gründungsgeschichte des nordamerikansichen O.T.O. behandelt, Leila Waddell wird vorgestellt, eine australische Geigerin, Crowley-Geliebte und –Muse sowie einflussreiches und frühes Mitglied des nordamerikanischen Ordens oder aber die Aufführungspraxis der Eleusinischen Riten wird nachvollzogen, eines Mysterienspiels nach Crowley.
Womit die Anführung der in der Festschrift enthaltenen Beiträge keinesfalls vollständig ist.
Alles in allem entpuppt sich das vorliegende Werk als eine sehr gelungene Zusammenstellung an frischen Texten und als ein vitaler Spiegel der Aktivitäten der Orientalischen Templer in Nordamerika, die nicht nur O.T.O.-Mitglieder begeistern kann. Und auch an die Ausstattungsfetischisten wurde gedacht: So ist der Schutzumschlag mit dem Abdruck des von Crowley eigenhändig gezeichneten O.T.O.-Lamens geziert; die aktuell gültige Version ist in den vorderen Buchdeckel geprägt.