Montag, 4. Januar 2010

Masters, Robert, Neurosprache, VAK Verlag: Kirchzarten 2007, PB, 140 S.,
ISBN 978-3-86731-007-9, 9,90 €.


Die Wirkung des gesprochenen Wortes ist einer der Hauptforschungsgegenstände neuerer Humanwissenschaft. Aus den Erkenntnissen wurden und werden Therapieverfahren entwickelt, die mit verschiedenen Sprachmustern operieren, mit Metasprache oder aber hypnotischer Sprache. Obwohl viele Methoden dabei ähnlich sind und sich lediglich das Vokabular unterscheidet, wird doch immer deutlicher, wie wirksam Sprache ist. Diese Wechselwirkung wird natürlich gerade dem Forscher auf okkulten Pfaden längst kein Geheimnis mehr sein (Im Anfang war das Wort...), die abgeleiteten Methoden hingegen schon.
Auch Robert Masters widmete dem Zusammenhang von Sprache und psycho-physischer Veränderung und seiner Exploration zur Nutzung menschlichen Potenzials einen Großteil seines Lebens. Mittlerweile ist er Autor und Co-Autor von mehr als 25 Büchern zu den Themen menschliches Verhalten und menschliches Potenzial.
Dem ging ein langjähriges Studium von Trancezuständen und durch psychoaktive Pflanzen induzierte veränderte Bewusstseinszustände voraus. Besonders Peyote untersuchte Masters ab 1954 mehrere Jahre systematisch, um die mit der Wirkung einhergehende Ansprechbarkeit des Körpers für Suggestionen gezielt nutzen zu können. Für die Formulierung von Neurosprache war sein Zusammentreffen mit Milton Erickson sicherlich nicht unwichtig, obwohl er weniger an therapeutischer Hypnose als an der Steigerung und Wirkung von Sinneswahrnehmungen interessiert war. Über mehrere Erfahrungsstufen gelangte er zu einer Erkenntnis des klinischen Potenzials der Vorstellungskraft, die schlussendlich zur Neurosprache führte und ihrem zentralen Diktum: Was immer das Gehirn darstellen kann, wird der Körper ausführen.
Im System der Neurosprache werden also Bilder so genau beschrieben, dass der Geist dazu Bilder erschaffen muss, auf die der Körper wiederum mit Muskeltätigkeit reagiert. Die Aktivität sollte nicht angestrengt sein und es sollte nicht verwundern, wenn die Bewegungen vorerst nicht zu spüren sind. In erster Linie handelt es sich um Mikrobewegungen bis hinunter auf die Ebene der Skelettmuskulatur. Damit geht eine Ausrichtung der Achtsamkeit einher, welche die Sinneswahrnehmungen auf physischer Ebene steigert. Masters entwickelte Übungen, welche den Körper größer und leichter anfühlbar machen und die emotionale Stimmung lustvoller.
Er ist Begründer und seit 1965 der Leiter der Foundation for Mind Research und entwickelte im Laufe der Jahre die Masters Psychophysical Method, in der er sein Wissen strukturiert weitergibt. Als Teil eines größeren Werkes dient auch die Neurosprache einer umfassenden neuralen und sensorischen Umerziehung des Menschen. Dazu gehört die Bewegungsarbeit mit mehr als 100 Übungen, die Arbeit mit Bildern, mithilfe derer der physische Körper beeinflusst wird, die subtil wirkende Neurosprache und die gezielte Nutzung veränderter Bewusstseinszustände. In letzter Zeit wendet er seine Methode besonders bei älteren Menschen in Centern überall in den USA an, um Alterungsprozesse zu verlangsamen oder gar aufzuheben. Dabei handelt es sich um eine der neuesten Forschungsrichtungen mit Neurosprache, neben der Steigerung der Sinneswahrnehmungen und einer damit verbundenen Erhöhung der Lebensqualität.
Und die Methode hat scheinbar Erfolg. Und so ist die Liste derer, die seine Methode öffentlich lobten und loben, lang. Unter den Befürwortern befinden sich Joan Halifax, Joseph Campbell, Deepak Chopra, Timothy Leary, John Lilly und Kenneth Grant.
Neben der Neurosprache ist die ägyptische Göttin Sekhmet und die Entwicklung des Potenzials der fünf Körper der eigentliche Schwerpunkt im Schaffen von Robert Masters. Dazu existiert ein großangelegtes Projekt und die Anleitungen zur Bewusstwerdung der fünf Körper und den damit verbundenen Seinsbereichen, der sogenannte Fünfte Weg. Diese Lehre entstammt einem persönlichen Kontakt, den der Autor mit der Göttin Sekhmet haben will. Vielleicht findet sich in Zukunft ja ein Verlag, der das vergriffene englische Buch (The Goddess Sekhmet. The Way of the Five Bodies) zu dieser spannenden Arbeit ins Deutsche übersetzt und herausbringt. Es wäre zu wünschen, mehr vom in Deutschland bisher kaum bekannten Robert Masters zu lesen. Mit der Wiederveröffentlichung (Erstveröffentlichung: München 1996) des kleinen Bändchens Neurosprache wäre schon mal ein guter Anfang gefunden.